Anfang 2017 kam der GEBETOMAT nach Sankt
Augustin. Er sieht aus wie eine Mischung aus Passfoto-Automat und Beichtstuhl:
Der 2008 entwickelte „GEBETOMAT“ des Berliner Künstlers Oliver Sturm, stellt
mit seinen 0,8 Quadratmetern die vielleicht kleinste Form eines spirituellen
Raums dar. 320 Gebete in 65 Sprachen aus allen Weltreligionen, kleinere
Religionen und Glaubensrichtungen können abgerufen und gehört werden. Sie laden
zum Nachdenken und zum Mitbeten ein, je nachdem, was Sie wollen. Alle Gebete
sind echte Gebete gläubiger Menschen, gesammelt in Gottesdiensten,
Andachtsräumen, Wohnungen und Orten aller Art. Er kann Berührungsängste
abbauen.
Dies wurde in der Gutenbergschule Sankt
Augustin für die Schüler und Gäste erlebbar, als der GEBETOMAT im Januar 2017
in der Schule aufgestellt wurde. Initiiert und unterstützt vom Erzbistum Köln
konnte „die Kiste“ für vier Wochen Station in Sankt Augustin machen und so
vielen interessierten Menschen (Schüler verschiedener Schulen, Sankt
Augustinern, Nachbarn und Gästen) näher gebracht werden.
Die Schüler der Gutenbergschule gingen mit
ihren Klassen oder einzeln in den Pausen zum GEBETOMATEN und hatten dort die
Möglichkeit, sich die vielen Gebete, Gesänge oder Texte anzuhören.So wählten sie die unterschiedlichsten
Soundfiles an, vom Vaterunser über gregorianische Choräle, tibetanische
Mönchsgesänge, Korangebete, hebräische Kaddisch-Gebete bis hin zu
Indianer-Gesängen.
Das Kennenlernen von Gebeten anderer
Religionen oder auch der eigenen sprach viele Schüler an. Sie kamen darüber
miteinander ins Gespräch, muslimische mit christlichen Schülern, Schüler ohne
Bekenntnis mit Schülern aus asiatischen Kulturen. Oft hörte man die Aussagen:
„So betet Ihr?!“ oder „Hey, das kenne ich, das hab ich schon mal bei uns im
Gottesdienst / in der Moschee gehört…“.
Die vielen Schülerinnen und Schüler zeigten
sich sehr interessiert an den teilweise fremdartigen Sprachen, Liedern und
Tönen. Mit Offenheit und Neugierde scharten sich Schüler von der ersten bis zur
zehnten Klasse um den GEBETOMATEN, stellten Fragen, präsentierten sich
gegenseitig ihre „gefundenen“ Gebete.
Ihre Meinungen, Ideen und Eindrücke schrieben
sie dann auf Karten nieder und hefteten sie an eine Pinnwand. Dort war u.a. zu
lesen:
„Das ist cool und ruhig“, „Gott ist groß“,
„eine gute Auszeit“, „Toll die vielen Sprachen“, „den kann man einfach
bedienen“, etc.
Die wertfreie Ansammlung der vielen
vertretenen Glaubensrichtungen vermittelte den Besuchern tolerante und offene
Haltung zum Glauben anderer.
Ruhig werden - sich für einen Moment auf Gott
besinnen - darüber mit anderen ins Gespräch kommen - religiös Neues entdecken,
das sind alles Erlebnisse des Geistwirkens in Sankt Augustin. Auch wenn sich
dieses Mal auf eine andere Art dem Glauben genähert wurde.
Bastian Beck
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