Dienstag, 23. Januar 2018

900 Jahre Birlinghoven - Christus im Ort leben



Im Jahr 2017 konnte das gut 2.000 Seelen umfassende Birlinghoven, der kleinste Ortsteil der Stadtgemeinde Sankt Augustin, das 900-jährige Jubiläum der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1117 begehen. Alle Vereine des Ortes organisierten gemeinsam die Feierlichkeiten dazu. Das Gedenkjahr stand unter dem Motto: „900 Jahre Birlinghoven – und wir können noch mehr...!!!“ Das zeugt von Mut und Zuversicht für die Zukunft und auch von der Bereitschaft zum Eintreten für eine gemeinsame Sache, für bürgerschaftliches Engagement, das immer integraler Bestandteil einer Gesellschaft mit menschlichem Gesicht sein muss und das meine Familie und mich, seit wir vor 25 Jahren hierher kamen, immer beeindruckt hat. Dazu gehören etwa der gemeinsame Einsatz für neue, zukunftsorientierte Projekte und das Knüpfen und Erhalten sozialer Netzwerke – keineswegs nur in zweckrationalem Sinn, sondern auch und vor allem mit Blick auf den Nachbarn und den Nächsten. Dazu gehört auch die Pflege von Tradition und Brauchtum, die in einer kleinen, überschaubaren Ortsgemeinde immerhin leichter möglich ist als in einer größeren Stadt. Beispiele für dieses starke bürgerschaftliche Engagement aus jüngerer Zeit in Birlinghoven sind der mit großem Einsatz der Dorfgemeinschaft  schließlich erreichte Bau eines Bürgerhauses, die Anlage eines Hybridrasenplatzes, der vor allem der Jugend zugute kommt und die Einrichtung eines Einkaufsmarktes für die örtliche Nahversorgung.
Alle Bilder: Sigfried Lütz, Birlinghoven
Natürlich haben die genannten Werte auch eine deutlich christliche Dimension, auch wenn etwa im Bereich der Traditionspflege der ursprünglich starke christliche Impuls leider stark zurückgegangen ist. Immerhin: Die beiden größten jährlichen Dorffeste beginnen jeweils mit einem Gottesdienst im Freien, der im jährlichen Wechsel von katholischer und von evangelischer Seite gestaltet wird: das von dem seit 1871 bestehenden Männerchor ausgerichtete Brunnenfest und das vom Bürgerverein, der mit großem Erfolg die Neubürger in den Ort integriert, organisierte Kinder- und Familienfest.

Von dem erwähnten bürgerschaftlichen Engagement zeugte in Birlinghoven eindrucksvoll auch der Bau der Kirche „Mariä Himmelfahrt“, deren Grundstein 1871 gelegt wurde, auf dem Höhepunkt des für die katholische Kirche bedrohlichen „Kulturkampfes“ im Deutschen Kaiserreich. Das Kirchlein wurde auf Initiative und in Eigenleistung der seinerzeit noch ganz überwiegend katholischen Einwohner des Dorfes und mit Einverständnis des Pfarrers in Stieldorf errichtet, zu dessen Pfarrgemeinde Birlinghoven damals gehörte; 1970 wurde es in die Pfarrgemeinde Sankt Martinus in Sankt Augustin-Niederpleis eingegliedert.

Bald nach dem Bau des Kirchleins wurde auch der „Marienverein“ gegründet, dem die meisten Katholiken in dem Ort beitraten. Er will durch die Mitgliedsbeiträge, durch Spenden und Sammlungen für den Erhalt und eine würdige Ausstattung des Gotteshauses und der Gottesdienste sorgen. Der Verein hat heute knapp 60 Mitglieder, dazu kommen Freunde und Förderer.

Als 1932 ein Erweiterungsbau der Kirche notwendig wurde und zudem nach Ende des Zweiten Weltkrieges erhebliche Schäden an der Kirche beseitigt werden mussten, beteiligte sich die Dorfgemeinschaft, insbesondere der Marienverein erneut sehr stark. Für eine grundlegende Instandsetzung der Kirche im Jahr 1965 stellte dann das Erzbistum Köln beträchtliche Geldmittel zur Verfügung, aber die Leitung dieser Bau- und Restaurierungsmaßnahmen lag zu einem großen Teil beim Marienverein. Er ist heute der einzige noch verbliebene kirchlich-katholische Verein in Birlinghoven.

                                                                                   Manfred Agethen

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