Freitag, 3. April 2020

„Leere“


Die Kirchen sind leer. Die Gemeinde fehlt. Wie ungewohnt. Die sonntägliche Eucharistie fehlt uns allen. 
Leere Kirche, mit Vorbereitung für den Palmsonntag Live-Stream
 Aber die Kirchen hier in Sankt Augustin sind nicht nur leer. Sie sind auch offen. Tagsüber. Jeden Tag. Auch das ist erstmal ungewohnt. Man kann das tragisch finden und bedrückend, wenn man hinein geht. Man ist ganz alleine (oder auch nicht alleine, weil man mit Partner*in oder den Kindern hinein geht) in der Kirche, die auf einmal groß und leer und einsam wirkt. Besonders jetzt mit den verhüllten Christusdarstellungen, könnte man sich einsam fühlen.
Das muss man aber nicht. Wir können versuchen den Wert einer leeren Kirche neu zu entdecken. Die Kirche ist nicht einsam und leer, sondern sie ist persönlich. Für den Moment wo wir alleine in der Kirche sind, ist es unsere Kirche. Sie gehört da gerade uns selbst und das ist eine ganz neue Erfahrung.
Ich war heute in der Kirche mit den Kindern eine Kerze aufstellen und beten. Während die Kinder sich noch in ein paar Winkeln umgeguckt haben, habe ich in der Bank gekniet und gebetet. Nach dem Gebet dachte ich mir, was für ein besonders verbundener Moment es ist, alleine in der Kirche zu sein. Die Kirche ist mir von unzähligen Gottesdiensten so vertraut, aber so für mich selbst hatte ich sie noch nie. Dieser Perspektivwechsel war herrlich erfrischend.

Lasst uns doch gemeinsam die leeren Kirche als Chance begreifen uns ganz neu mit der Kirche zu identifizieren, sie ein Stück weit noch mehr zu UNSERER Kirche zu machen. Vielleicht sollten wir, nachdem wir eine Kerze aufgestellt oder gebetet oder beides getan haben, noch ein bisschen sitzen bleiben, uns besinnen, uns umgucken oder in der Bibel lesen. Verbinden wir uns mit der Kirche, nutzen wir die Krise als Chance und nutzen wir die Möglichkeiten, die wir jetzt neu haben.
Ich werde das nächste mal eine Bibel mitnehmen oder meine Bibel-App auf dem Handy nutzen, um ein bisschen zu lesen und einfach in diesem Gebäude zu sein und die hell erleuchteten Fenster zu betrachten. Tut es mir gleich und vielleicht finden wir so einen wunderbaren Moment der Ruhe und der Geborgenheit in einer nur fast ganz leeren Kirchen.

Fabian Gäb

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