Samstag, 11. April 2020

Frohe Ostern!


Ostern 2020 – auch in Zeiten des Kontaktverbotes


Jedes Jahr wird Ostern neu. Die Welt beginnt zu blühen. Ganz zart. Vielleicht nehmen wir das selten so aufmerksam wahr wie in diesen Tagen, die von einem Virus bestimmt sind. Mehr bestimmt sind, als wir uns es von irgendeiner politischen Macht allein hätten vorstellen können.

Jedes Jahr hören wir einen anderen Evangelisten, wie er von Tod und Auferstehung berichtet. Auch wenn es sich nach drei Jahren wiederholt: wir sind jede*r an einer ganz anderen Stelle in unserem Leben. Wie bemerkenswert es Matthäus erzählt, geht mir in diesem Jahr ganz neu auf:


Es geschah ein gewaltiges Erdbeben … ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab… wälzte den Stein weg und … sagte: Fürchtet euch nicht! Sogleich verließen sie das Grab voll Furcht und großer Freude und sie eilten um die Botschaft zu verkünden. (Mt 28)

Ein Erdbeben – eine Naturkatastrophe, die uns Menschen völlig hilflos den sicheren Boden unter den Füßen nimmt. Auch mit vielen Untersuchungen und Berechnungen lässt es sich nicht kontrollieren. Immer wieder hat es in der Geschichte schreckliche Spuren hinterlassen.
Die Lungenkrankheit Covid19 wirkt auch wie eine solche Naturkatastrophe. Sie entzieht sich der Kontrolle und trifft uns unvorbereitet. Sie hat schon jetzt gewaltige Spuren hinterlassen. Und wir wissen noch nicht, wo es hingeht.

Das Erdbeben, von dem uns die Ostergeschichte erzählt, hat eine viel größere Wirkung auf die Menschen am Grab. Sie gehen mit Furcht und mit großer Freude weg. Eine seltsame Kombination. Vielleicht aber auch eine Osterspur für uns heute? Furcht ist keine namenlose Angst, Furcht ist vernünftig und lebenswichtig. Wir können alle viel dafür tun, damit der Schrecken der Krankheit eingedämmt wird. Und Freude entdecken: ich sehe Mutmachendes, Solidarität, Mitmenschlichkeit, Energie, Kooperation, Aufmerksamkeit, wo der Alltagsstress und die Reserviertheit uns zuvor vereinzelt hat … natürlich auch Anderes. Sicher werden viele Menschen Furcht haben, auch Sorgen, die Perspektiven sind nicht klar. Manches können wir nur aushalten. Und Krisen bringen das Beste und auch das Schlechte in Menschen hervor. Aber ich bin überzeugt: das Gute überwiegt, und es trägt. Es gibt Hoffnung, berechtigte kleine Freuden, Dankbarkeit. Und es wird wieder gut werden.

Wir dürfen, ja wir müssen Ostern feiern – in unseren Wohnungen, in unserem Alltag, so, wie er gerade ist. Wir dürfen Hoffnung haben und Furcht und Freude ihren Platz geben. Vor Jahren hat Hanns Dieter Hüsch einen Segen formuliert, den ich uns als Osterwunsch für dieses Jahr umformuliere:


Im Übrigen meine ich möge uns der Herr wieder zu den Gärten der Geduld führen – Geduld brauchen wir in diesen Tagen. Und uns mit Großzügigkeitsgirlanden schmücken – die sieht man immer besonders gut. Er möge uns weiterhin lehren das Kreuz von Karfreitag als Krone zu tragen, nicht nur am Osterfeiertag. Soll doch seine Liebe zu allen Menschen unsere Liebe sein – und dass wir seine Liebe durch andere spüren. Er möge in unser Herz eindringen um uns mit seinen Gedankengängen zu erfrischen und den Rücken zu stärken, wenn es uns schwer wird. Und jeder soll es sehen und ganz erstaunt sein, dass Gottes Kinder so leicht und fröhlich sein können. Und sagen: Donnerwetter! Jeder soll es sehen und sagen: er habe Gottes Kinder gesehen und die seien ungebrochen freundlich und heiter gewesen – auch in dieser Zeit.


Ich wünsche Ihnen auch im Namen des Seelsorgeteams
aus tiefster Überzeugung: Frohe Ostern!


- Nach diesem 28. täglichen Beitrag seit dem 15.3., dem Tag des Verbots
öffentlicher Gotttesdienste pausiert dieser blog nun für eine gute Woche
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