Montag, 10. Dezember 2018

STILLE NACHT, HEILIGE NACHT…


200 Jahre Stille Nacht – Heilige Nacht
Für manch einen wird es wohl nur richtig Heilig Abend, wenn dieses Lied getragen von Gemeinde und orgel­begleitet gesungen wird. „Geboren“ wurde die­ser Welthit, der seit nunmehr 200 Jahren und in 300 Sprachen und Dialekten seinen Zauber entfal­tet, aus der Not einer kleinen Ge­meinde: die Orgel war defekt, es brauchte einen einfachen, zwei­stimmigen Gesang, der von der Gitarre begleitet werden konnte. Die sanften Töne und die trösten­den Worte haben in der schweren Zeit damals nach Krieg und Be­satzung gewirkt und tun es noch heute. Über Jahrhunderte hinweg haben sie Grenzen und Krisen überwunden, verbinden Menschen unabhängig von Herkunft, Alter oder Religion.
Die Redaktion des Pfarrbriefes in Troisdorf (www.trokirche.de) hat ihre Weih­nachtsausgabe mit nachdenklichen Beiträgen aus heutiger Zeit zu den einzelnen Teilen der berühm­ten ersten Strophe entfaltet. Die AutorInnen und der Zeichner haben sie uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt:


Juan Francisco González, 2018



Schon immer hat die dunkle Nacht und das, was daraus entstehen kann, die Menschen fasziniert. So lässt sich die heilige Nacht nicht nur auf den Heiligabend reduzieren, was wahrscheinlich unser erster Gedanke ist, sondern findet sich im Christentum und auch in anderen Religionen an vielen Stellen. Der Ursprung des Weihnachtsfestes geht auf das heidnische Staatsfest des „Natale Solis invicti“, das Geburtsfest des unbesiegten Sonnengottes zurück - ein Fest, das Kaiser Aurelian im Jahr 274 zu Ehren des syrischen Sonnengottes einführte, in der Hoffnung, damit sein Reich zu festigen. Um die römischen Christen gegenüber diesem Fest zu immunisieren, führte die römische Kirche ein Geburtsfest Christi als der „Sonne der Gerechtigkeit“ (Mal 3, 20) und des „Lichtes der Welt“ (Joh 8,12) ein.
Da in den Evangelien kein Geburtsdatum Jesu genannt ist, versuchten Theologen schon früh, dieses zu berechnen und kamen schließlich zu der Überzeugung, dass Jesus zur Wintersonnenwende geboren worden sei. Das erste Weihnachtsfest wurde so vermutlich bereits im Jahr 335 gefeiert. Nach dem antiken Kalender endete der Tag stets mit dem Sonnenuntergang, sodass der Abend des 24. Dezembers liturgisch gesehen schon zum Weihnachtsfest gehört. So werden heutzutage nach Sonnenuntergang häufig schon Kinderchristmetten oder Krippenspiele aufgeführt. Die eigentliche Christmette soll aber, da es sich um eine Nachtwache handelt, auch erst in der Nacht stattfinden.
Sie gehört mit der Osternacht zu den beiden nächtlichen Feiern im Kirchenjahr. In ihrem Mittelpunkt steht die biblische Erzählung von der Geburt Jesu nach dem Evangelisten Lukas. Liturgisch unterscheidet sich die Christmette nicht von einer Sonntagsmesse. Ganz anders ist dies bei der anderen nächtlichen Feier, der Osternacht. Diese setzt sich aus einer Lichtfeier, dem Wortgottesdienst, der Tauf- und der Eucharistiefeier zusammen. In Erinnerung an die Auferstehung Jesu wird hier besonders deutlich, wie Dunkelheit und Tod vertrieben werden und Licht und Leben weichen müssen.
Im Islam ist die heilige Nacht der Übergang zum 27. Tag des Fastenmonat Ramadan. Dann erinnern sich die Muslime daran, dass der Prophet Mohammed in dieser Nacht im Jahr 610 die erste Koranbotschaft gehört hat. Sie nennen diese Nacht „lailat al-qadr“, Nacht der Bestimmung. Dann steigen die Engel und der Geist mit der Erlaubnis ihres Herrn hinab. Sie ist voller Heil und Segen (Sure 44, 1-8).
Die Nacht spielt allerdings während des gesamten Fastenmonats eine große Rolle, da die Fastenden nur zwischen Sonnenuntergang und Morgengrauen Speisen und Getränke zu sich nehmen dürfen und tagsüber fasten.
Auch im Judentum gibt es eine besondere Nacht im Jahr. Der Sederabend ist der Beginn des Pessachfestes, das acht Tage lang zur Erinnerung an den Auszug aus Ägypten gefeiert wird. Dieses Ereignis wird als „Geburtstag Israels“ gesehen und bildet die Grundlage der Beziehung zwischen Gott und seinem Volk. Der Sederabend wird als Familienfest gefeiert. An diesem Abend gibt es eine bestimmte Mahlzeit, die nach einer festen Ordnung verspeist wird. Das jüngste Kind am Tisch stellt an diesem Abend die Frage: „Worin unterscheidet sich diese Nacht von allen anderen Nächten?“ Daraufhin beginnt meist der Vater die Geschichte vom Auszug aus Ägypten vorzulesen und dabei die besonderen Speisen zu erklären. Gemeinsam werden Lieder und Psalmen gesungen, die Speisen verzehrt und Wein getrunken. Der Sederabend endet mit dem Wunsch: „Nächstes Jahr in Jerusalem!“ Dieser Ruf hält die Zionssehnsucht der Juden wach.
Ganz egal, welche heilige Nacht wir feiern, den Zauber, den sie mitbringt, werden wir sicherlich spüren. Nicht zuletzt bleiben wir nicht im Dunkel der Nacht zurück, sondern erspüren das Licht, das die Finsternis durchbricht und die Nacht hell macht.
 
Jana Meyer

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