Allerdings scheint mir die Erkältung oder wie auch immer man das nennen will einen Strich durch das traditionell von mir gern gesungene weihnachtliche Exsultet zu machen - ich bin gespannt, ob ich heute überhaupt ein Wort ins Mikrofon hauchen kann. Ich überlege, was mir wohl die Sprache verschlagen hat ...
- Pegida und Bogida?
- Die Sorge, die richtigen Worte zu finden, die viele erreichen?
- Niemanden erschrecken zu wollen und doch nicht in Belanglosigkeit zu bleiben?
- Die vielen anstehenden Aufgaben, alltägliches und Projekte?
- oder verschiedene Unsicherheiten?
In der Mitte dieser Heiligen Nacht und so auch in den Gottesdiensten steht das menschenfreundliche Gottesbild, das wir als Christen verkünden dürfen: Gott ist nicht jenseits und ganz fern unseres Lebens und außer in der Kirche haben wir nichts mit ihm zu tun, sondern er ist Mensch geworden. Es geht da nicht um die historische Beschreibung einer Nachrichtensendung (wie ich es gestern bei "Logo" sehen durfte), sondern um theologische Wahrheit. Nachdenken über den Sinn meines Lebens. Gott IST Geschichte der Menschen. Ob der Stall ein Holzdach hatte oder eher eine Höhle nahe des Dorfes war, ist wirklich nicht von Bedeutung für den Glauben. Höchstens für Nachrichtensprecher. Aber das man den Medien gegenüber auch kritisch sein muss, weiss inzwischen doch auch fast jeder. Die Auswahl und die Art und Weise des Berichtens macht Meinung.
Ich meine und ich glaube, dass Gott Mensch wurde, damit auch ich ganz Mensch werden kann. Denn Mensch sein bedeutet für mich ganz sein, mit meinen Höhen und Tiefen, meine Stärken und Schwächen, meinen Leistungen und meinen Fehlern. Mich ganz anschauen zu lassen, das Licht von Betlehem, das Licht eines freundlich lachenden Kindes auch in meine dunklen Ecken zu lassen und mich auch da und ganz verändern zu lassen, das zuzulassen und zumindest immer wieder zu versuchen, das will ich mir immer wieder vornehmen. Das macht Christen aus. Kein Verdrängen, kein Totschweigen, kein blindes und dumpfes Vorurteile wiederholen, keine Schubladen, kein Pauschalieren, kein Berechnen ...
Jetzt wird es wohl für viele zu "Sozial-romantisch"?
Man muss doch realistisch bleiben?
Gerne bin ich zum Dialog darüber bereit. Kommentare hier muss ich zwar freischalten, aber wenn ich mir die Reaktionen auf großen kirchlichen Seiten in sozialen Netzwerken anschaue, dann erschrecke ich micht nicht.
Aber lassen Sie es sich gesagt sein und sagen Sie es weiter: Wer das Geheimnis der Menschwerdung verneint und die Nächstenliebe, an die das Kind im Stall uns erinnert, der sollte besser keine Weihnachtslieder singen.
Vor fast 1000 Jahren hat eine kluge Frau der Kirche gesagt, dass Gott Mensch wurde, damit der Mensch Heimat in Gott habe. Hier hat mich die Frage nach der Heimat sehr berührt. Heimat ist nicht nur ein Begriff der Volkstümlichkeit, sondern ein Gefühl, dass ich in vielen Bereichen zulassen und schätzen kann. Wo fühle ich mich zu Hause? Und was bedeutet es, wenn vieles oder sogar alles verloren geht, was vertraut war? Wie wünsche ich mir da Hilfe, oder wie kann ich anderen helfen in einer solchen Not?
Es gibt viel Heimatlosigkeit in unserer Zeit - ich möchte nicht nur an Weihnachten mithelfen, dass dies weniger wird. Nehmen wir das Licht von Betlehem mit, ob als Flamme, oder in den Gedanken, aber bitte nicht nur an den beiden gesetzlichen Feiertagen.
Vielleicht auch ganz konkret für Flüchtlinge in meiner Stadt?
Das tatsächliche Licht von Betlehem hat es auch bis in unsere Kirchen geschafft - das finde ich auch immer wieder beeindruckend und ein starkes Zeichen und mit meiner kleinen Laterne (mit der ich es auch schon von der einen zur anderen Kirche gebracht habe) nehme ich es heute auch mit nach Hause.
Frohe Weihnachten!