Foto: Annamartha, pixelio |
Ich kenne solche Fragen auf verschiedenen Ebenen. Meine Eltern haben sich damit beschäftigt, als ich ihnen meinen Berufswunsch nannte. Ich war „gut katholisch“ sozialisiert, aber sie hatten das Gefühl, dass ich zu kritisch und zu wenig gehorsam sein könnte, um in der Kirche arbeiten zu dürfen. Später haben mich im Studium diese Fragen beschäftigt. Und dann auf den letzten Prüfungshöhepunkt hin wurden diese Fragen sehr konkret bearbeitet. Vor dem persönlichen Gespräch mit dem Erzbischof von Köln war ein Fragebogen zu Messbesuch, Heiligenverehrung und (Marien-)Frömmigkeit auszufüllen. Alle theologischen Prüfungen im Diplomstudium an der Universität waren gegen dieses Gespräch berechenbarer.
Doch der für mich wichtigste Satz in diesem „Skrutinium“ (Prüfung und Stärkung) war keine Frage des äußerlich messbaren Katholischseins, sondern schlicht über meine erste Pflicht: ein guter, christlicher Familienvater zu sein. Keine Details über die Frequenz von Gebeten, Bibellesung oder Katechismusunterricht zuhause spielten eine Rolle, sondern eben nur die Tatsache, einfach christlich zu sein. Schlicht zu handeln und die Liebe sprechen zu lassen. Papst Benedikt XVI. schrieb in „Deus Caritas est“: „Der Christ weiß, wann es Zeit ist, von Gott zu reden, und wann …, von ihm zu schweigen und nur einfach die Liebe reden zu lassen.“ Wenn ich mir das so über die Jahre anschaue, dann ist das die größte Herausforderung. Bestimmt nicht nur für mich, sondern für jede und jeden, der seinen Kindern den Weg in eine gute Zukunft bereiten möchte. Täglich abwägend und zerrissen fühlend zwischen Pflichten in Familie und Herausforderungen im Beruf. Ganz zu schweigen von dem, was ich mir selbst wünsche für ein zufriedenes Leben. Und nicht nur im Familienleben, sondern in vielen Begegnungen, Gruppen, Verantwortungen, Teams, Vereinen…
Und doch werden die „strengen“, einfachen Fragen gerne gestellt. Wenn ein Bischof einen Kindergarten besucht, möchte er von den Elternvertreterinnen wissen, warum das Kind in einer katholischen Einrichtung angemeldet wurde. Reicht es nicht zu sagen, dass man den Erzieherinnen vertraue, dass man selbst schon in der Kita gewesen sei, dass man einfach dazugehören wolle? Ich verstehe den Wunsch mancher Verantwortlichen nicht, in solchen Kurzsituationen katechismusgemäße, pressewirksame Statements von Eltern hören zu wollen, die einfach nur katholisch sind. Oder interessiert. Und dann aufgrund dieses „potemkinschen“ (Gouverneur Potjomkin soll der Zarin angeblich nur schöne Fassaden bemalt und gezeigt haben) Indikators bewerten zu wollen, ob es sinnvoll sei, weiter die Trägerschaft durch die katholische Kirche zu erhalten. Oder ob denn eine Jugendfreizeit katholisch genug sei, wenn doch gar nicht genug oder überhaupt nicht gebetet wurde. Und auch kein Bibelgespräch stattfand. Manche Bischöfe scheinen dann – aus dem Kontext gerissen – Gemeinden für verwildert zu halten, wenn einfach nur Kaffee getrunken würde. Das könnten ja auch andere Organisationen leisten.
Aber muss denn immer alles gleich Bildungsarbeit oder gehaltvolles Bibelstudium sein? Kann es nicht eine Vielfalt und Unterschiedlichkeit geben, in der sich viele heimisch und wohl fühlen können? Männer wollen keinen Stuhlkreis, sagt der aktuelle Militärbischof. Gerade am Anfang meiner beruflichen Tätigkeit habe ich mich selbst häufig unter diesem Druck gesehen, dass überall auch genügend gebetet würde und es „geistlich“ genug zugehe – was auch immer das wirklich heißen soll. Es ist auch nicht so einfach und einseitig zu beantworten. Natürlich soll es Wochenenden oder Abende für Glaubensgespräche geben, aber es darf auch andere Veranstaltungen geben, die einfach nur Freizeit sein dürfen. Und trotzdem sind die katholisch. Und wertvoll.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen