Facebookgruppen, die einfach Nein sagen,
emails, die mit Höllenstrafen drohen,
Postings, die Angst und Hetze und Zerrbilder verbreiten ...
und das Ganze anscheind auch noch mit vorgeblich hehren Motiven zur Rettung des sogenannten christlichen Abendlandes - wissen die Betreffenden eigentlich, was christliche Werte sind?
Es ist wohl höchste Zeit für eine Stellungnahme der Kirche, auch in Katholisch Sankt Augustin.
Pfarrgemeinderat und Seelsorger schreiben:
... Wir sehen auch die großen und nicht leicht zu lösenden Aufgaben, die sich uns stellen. Die Leitsätze des kirchlichen Engagements für Flüchtlinge der Deutschen Bischofskonferenz, die wir in der Anlage beifügen, geben für das Handeln gute Anregungen: „Gemeinsam mit Papst Franziskus setzt sich die katholische Kirche in Deutschland für eine lebendige „Kultur der Aufnahme und der Solidarität“ ein. Dabei sind wir uns bewusst, dass auch in unserer eigenen Kirche nicht alle das Engagement für Flüchtlinge und Migranten vorbehaltlos unterstützen. Gelegentlich gibt es sogar offenen Wider-spruch. Deshalb brauchen wir ein innerkirchliches Gespräch, das Ängste und Befürchtungen aufgreift und überwinden hilft.“ Zu diesem Gespräch wollen wir in unseren Gemeinden einladen.
Aber wir wehren uns entschieden gegen Äußerungen, die Ausdruck von Fremdenfeindlichkeit und Volksverhetzung sind. Daher haben wir uns im Seelsorgeteam und im Pfarrgemeinderat entschieden, eine Stellungnahme zur aktuellen Situation der Flüchtlinge in Sankt Augustin zu veröffentlichen. Die-se finden Sie auch in der Anlage.
Diese Stellungnahme wollen wir jedoch nicht alleine unterzeichnen, sondern bitten Sie um Unter-stützung und persönliche Unterzeichnung. Damit erhält die Stellungnahme ein größeres Gewicht und Aussagekraft.
Wenn Sie die beigefügte Stellungnahme mit unterzeichnen wollen, bitten wir Sie um Rückmeldung an folgende Mailadresse: fluechtlings-stellungnahme@katholisch-sankt-augustin.de
Geben Sie bitte an, wie wir Sie in der Liste aufführen dürfen?
- Name, Vorname oder
- Name, Vorname, Name der Gruppierung, in der Sie aktiv sind.
Und hier nun die Stellungnahme:
1. Wir wissen uns zutiefst dem christlichen Menschenbild verpflichtet, das in jeder und jedem, der oder die uns begegnet, das Antlitz Gottes aufscheinen sieht. Dies verpflichtet uns zu Mitmenschlichkeit, Hilfe in Not und Solidarität.
Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. (Evangelium nach Matthäus 25,40)
2. Wir stellen uns gegen jede Art und jeden Ausdruck von Fremdenfeindlichkeit und Volksverhetzung. Wir lassen nicht zu, dass auch in unseren Gemeinden Vorurteile, falsche
Gerüchte und abwertende Kommentare verbreitet werden. Wir wollen an vielen Stellen und auf vielen Wegen von den positiven Erfahrungen berichten und sprechen, aber auch die Schwierigkeiten nicht verschweigen.
Gottesfurcht verlangt, Böses zu hassen. Hochmut und Hoffart, schlechte Taten und einen verlogenen Mund hasse ich. (Buch der Sprüche 8,13)
3. Wir wollen unseren Beitrag zur Willkommenskultur und zur Integration der vielen Menschen leisten, die aus Angst um ihr Leben und aus großer Not zu uns gekommen sind. Wir geben ihnen Platz in unserer Mitte, unseren Begegnungen, unseren Wohngebieten, unseren Kindertagesstätten. Wir helfen beim Lernen der Sprache und bei der Vermittlung von Patenschaften und schauen nicht weg bei den Problemen in den Unterkünften, sondern sehen uns gefordert, unsere gesellschaftliche Mitverantwortung wahrzunehmen.
Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken. Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst. (Buch Levitikus 19,33- 34)
4. Wir wertschätzen die vielen gemeinsamen Aufbrüche im Engagement gegen die Not mit unseren evangelischen Geschwistern, mit Engagierten aus Vereinen und anderen Institutionen sowie MitbürgerInnen, die sich keiner dieser Gruppen verbunden wissen. Wir sind dankbar für diese Chance, den Sinn für das Gemeinwohl mit Anderen und Unbekannten weiterzuentwickeln und für die neuen Kontakte, die unseren nahen Horizont erweitern.
Suchet der Stadt Bestes … und betet für sie zum HERRN; denn wenn's ihr wohlgeht, so geht's auch euch wohl. (Buch Jeremia 29,7)
5. Wir sehen die großen Herausforderungen, die sich uns allen in der Stadt bereits jetzt stellen und die noch größer werden. Hier dürfen auch die damit verbundenen Ängste angemessen und sachgerecht zu Wort kommen. Bei möglichen Überforderungen wollen wir sachlich und zum Wohle aller, die bei uns wohnen, ins Gespräch kommen. Wir wollen bei der Suche nach Lösungen helfen.
In allem erweisen wir uns als Gottes Diener: durch große Standhaftigkeit, in Bedrängnis, in Not, in Angst. (2.Brief des Apostels Paulus an die Korinther 6,4)
6. Interkulturelle und interreligiöse Begegnungen sehen wir als Bereicherung und Chance an, uns unserer eigenen Werte und Schwerpunkte bewusst zu werden und diese ins gesellschaftliche Gespräch zu bringen.
Da stellte sich Paulus in die Mitte des Areopags und sagte: Athener, nach allem, was ich sehe, seid ihr besonders fromme Menschen. Denn als ich umherging und mir eure Heiligtümer ansah, fand ich auch einen Altar mit der Aufschrift: EINEM UNBEKANNTEN GOTT. Was ihr verehrt, ohne es zu kennen, das verkünde ich euch. (Apostelgeschichte 17,22-23)
7. Wir stellen finanzielle Mittel zur Verfügung, rufen mögliche Fördergelder des Erzbistums ab und unterstützen und motivieren die Sach- und Geldspendenaufrufe.
Als Jesus einmal dem Opferkasten gegenübersaß, sah er zu, wie die Leute Geld in den Kasten warfen. Viele Reiche kamen und gaben viel. Da kam auch eine arme Witwe und warf zwei kleine Münzen hinein. (Evangelium nach Markus 12,41-42)
Die finanziellen Mittel, die benötigt werden, um den Herausforderungen zu begegnen, sind in unserem Land da, das zu einem der reichsten der Erde gehört und maßgeblich von der Globalisierung profitiert. Wir sind gefordert, dieser Welt und ihren Menschen etwas zurückzugeben.
Da forderte er die Leute auf, sich auf den Boden zu setzen. Dann nahm er die sieben Brote, sprach das Dankgebet, brach die Brote und gab sie seinen Jüngern zum Verteilen; und die Jünger teilten sie an die Leute aus. Sie hatten auch noch ein paar Fische bei sich. Jesus segnete sie und ließ auch sie austeilen. Die Leute aßen und wurden satt. Dann sammelte man die übrig gebliebenen Brotstücke ein, sieben Körbe voll. (Evangelium nach Markus 8,6-8)
(Die kursiv aufgeführten Texte stammen aus dem Alten bzw. Neuen Testament und sind dort im Kontext nachzulesen.)
Sankt Augustin, März 2016
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