Ich weiß, dass im Moment viele sich dazu äußern und ich mit meinem Kommentar nicht all zu viele erreiche. Dennoch ein paar Gedanken, die mir durch den Kopf gehen.
Es ist Traurigkeit, die mich erfasst hat. Ich sehe jede Woche Menschen sterben und erlebe, wie Welten zusammenbrechen, weil Krankheiten Lebensentwürfe und die Zukunft von Menschen zerstören. Dann gelingt es mir Trost zu spenden und die Gefühle nicht zu nah an mich ran zu lassen. Ich habe Menschen begleitet, die gesehen haben, wie ein anderer in den Tod gesprungen ist.
Ich habe Müttern die ihr totgeborenes Kind in den Armen hielten, beigestanden und mit ihnen gesprochen und gebetet.
Nichts von all dem habe ich mit nach Hause genommen. Ich kann diese Dinge meinem Gott übergeben und in seine Hände legen.
In den letzten Tagen gelingt mir das nicht mehr. An zwei Tagen hintereinander habe mir Männer, die als Jugendliche den zweiten Weltkrieg erlebt haben, mit mir gesprochen. Beide haben mit Gewehren im Schützengraben gelegen und waren in Gefangenschaft, einer acht Jahre in Rußland. Er sagte mir folgendes:
"Ich habe so viel Scheiße erlebt, und habe wieder ins Leben zurüchgefunden. Meine Frau wurde auf der Flucht vergewaltigt und ich war bei ihr, wenn sie nachts im Schlaf geschrien hat und sie war bei mir, wenn ich meine Tasse nicht mehr halten konnte, weil meine Hände so gezittert haben. Ich bin so froh, dass ich trotzdem sagen kann, ich danke Gott für mein Leben. Wenn ich heute die Reaktionen in unserem Land auf Flüchtlinge sehe und den Fremdenhass erlebe, dann..." er wurde von Weinkrämpfen geschüttelt und ich konnte nur seine Hand halten. Einer der wenigen Momente in denen auch meine Tränen nicht zurückhalten konnte.
Der andere mann sagte zu mir: "Ich verstehe das nicht." Die ersten Tränen flossen... "Wieso machen die so was." Heftiges Schluchzen... "Das darf doch nicht noch mal passieren." erblickt mir tief in die Augen. Ich sehe die nassen Wangen und das ernste Gesicht. "niemals wieder, verstehen sie?" Ich fühle wie meine Hand ganz fest gedrückt wird.
Heute dann eine Frau. Sie ist zu Fuß gegangen, mit dem Boot gefahren, zu Fuß weitergegangen, ist in einen Zug gestiegen und wieder zu Fuß gegangen. Eine Schwester erzählt mir, dass diese Frau ihr gesagt hat, lieber hier in einem Flüchtlingsheim, als zurück in ihre Heimat. Diese Frau ist 105 Jahre alt!
Liebe Freunde, wir dürfen es nicht zulassen, neimals, dass Menschen die vor Krieg und Gewalt flüchten Angst haben müssen, wenn sie unser Land kommen. Ich will nicht, dass dieses Land ein Land des Hasses ist. Lasst Euch nicht verführen von plumpen Sprüchen brauner Ideologen.
Ich bin traurig, aber ich habe die Hoffnung, dass wir das schaffen.
Patrick Bauer
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