Bei der Austeilung der
Kommunion an die große Gesamtgemeinde von Sankt Augustin beim Neujahrsempfang
am 11. Januar dieses Jahres musste auch unser Hauptzelebrant wegen der Menge
der Menschen richtig arbeiten. Auch zuvor hatte er sorgfältig die Einladung zum
„Tisch des Herrn“ für möglichst alle Teilnehmer formuliert – er konnte ja nicht
jeden persönlich kennen – was bei an die 800 Menschen in der großen
Klosterkirche verständlich war. Bei den meisten schien das gut angekommen zu
sein.
Dann hatte er aber auch gut
zu tun. Und bei dieser „Speisung der Vielen“ ist ihm bei mir etwas gelungen, wovon
er sicher noch nicht weiß: Ich bin ein getaufter Katholik, der große Sympathien
für den Reformator Martin Luther und sein Anliegen und seine Äußerungen hat,
soweit ich sie kenne und verinnerlicht habe. Ich halte ihn für eine Art
„Kirchenlehrer“, der viel zum Verstehen und für die Wirksamkeit der Heiligen
Schrift beigetragen hat, das heißt für das Aufkommen echter Freude daran. In
seiner Nachfolge konnte Paul Gerhardt seinen Liedtext beginnen: „Fröhlich soll
mein Herze springen“. Also: Martin Luther als Anwalt für ein fröhliches Christentum,
oder besser: für den
Heiligen Geist, den Tröster
und Lehrer, den Jesus verheißt beim Abschied
von seinen Jüngern. Was das
für mich heißt? Nun, für mein christliches Glaubensverständnis spielt Luthers
Lehre eine nicht unbedeutende Rolle. So sah ich mich ein wenig als katholischer
Protestant – wie Luther damals. Zum Glück gibt es heute nicht mehr so viel zu
protestieren wie 1517.
Nun kommt die unbeabsichtigte,
für mich persönlich sich aber als berührendes Zeichen darstellende Handlung
unseres Pfarrers Peter H. Emontzpohl: Er reichte mir im „Eifer des Gefechts“
der großzügigen Speisung gleich zwei Hostien. (Anmerkung der Redaktion: das
„Zusammenkleben“ zweier Hostien kommt gelegentlich vor) Für mich bedeutete das
im Inneren: eine für den katholisch getauften Christen – und eine für den
evangelisch aufgeklärten Christen. Logisch, denn durch seine herzliche
Einladung waren für mich beide angesprochen und berührt worden und willkommen.
Wäre eine solche
Einstellung nicht auch ein Schritt auf unsere evangelischen Mitchristen zu –
etwa im Hinblick auf ein gemeinsames Gedenken des Luther Jubiläums 2017?
Heiner Angrick
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