Donnerstag, 22. Mai 2014

Kirche überraschend?


Sind Sie eher jemand, der sich fragt, was Kirche und die Frohe Botschaft heute denn noch Ihnen und der Gesellschaft wertvolles oder überhaupt hörenswertes zu sagen haben? Geschweige denn das auch noch in modernen sozialen Medien zu tun?
Oder sind Sie eine (oder einer) die der Meinung ist, dass in der Gesellschaft vieles schief läuft und auch in sozialen Medien mehr Bedenken als Lebensfreude zu tragen sind, dass Kirche (und die Frohe Botschaft) da nur ganz fromm und wortgetreu auftauchen sollten und sich bloß nicht auf jeden Trend einlassen sollte? Also nicht einfach so den Menschen begegnen sollte, wo sie gerade sind?

Vielleicht sind Sie aber auch ganz zwischen diesen beiden zugespitzten Positionen oder haben eine ganz eigene? Das wäre dann die Gelegenheit, das doch in einem Kommentar zu diesem blog zu beschreiben!
Allen Meinungen zu diesem Thema möchte ich ein paar Stichworte zufügen, die ich angeregt aus eigenen Beobachtungen und Gedanken im „viralen“ und weniger viralen Netzbetrieb und vor allem aus der Botschaft von Papst Franziskus zum Welttag der sozialen Kommunikationsmittel gefunden habe …


Warum wollen über 47 Millionen Menschen sehen, wie eine Ordensschwester in einer Casting-Show singt? (inzwischen hat sie den Wettbewerb gewonnen)
Wie begeistert ein Pfarrer nicht nur Hochzeitsgesellschaften, sondern auch über 28 Millionen Internetnutzer, die das Video anklicken, mit einem Halleluja? (das notabene ein Kind für ihn umgeschrieben hat; im deutschen Fernsehen ist er nun auch schon aufgetreten)
Was bedeutet das im Verhältnis zu etwas über 800 „Klicks“ für eine inspirierende Predigt?

Es ist wohl nicht zu unterschätzen wie gut es ist, wenn Kirche auch mal überraschend „rüber kommt“.  Und wenn dabei noch der Inhalt und die Botschaft stimmen. Natürlich darf man fragen, ob da nur noch die Hülle im ungewohnten Ambiente der Reiz ist, aber es wird dem vielschichtigen Phänomen nicht gerecht, es nur auf eine Seite zu reduzieren. Und es stecken bestimmt auch ganz konkrete menschliche Begegnungen dahinter (im Sprech von social-media-Junkies „Kohlenstoffwelt“ ;-) ), über die zu urteilen ich mich hüten würde. Wenn anschließend Paare zu den Seelsorgern kommen und kirchlich heiraten wollen, „wenn Du das auch so für uns singst“, dann ist das nicht nur oberflächlich, sondern vielleicht der Einstieg in ein gutes Gespräch.

Vieles im Inter-netz lädt ein und macht Freude, genauer hinzuschauen, mitzudenken, mitzuteilen und mitzumachen. Die Seite „gottinkoeln.de“ z.B. lädt immer wieder zu einem kontemplativen Blick auf alltägliches und ungewöhnliches ein.
(Kontemplativ bedeutet hier, nach Gott hinter den Dingen zu schauen oder vice-versa mit den Augen Gottes auf die Welt).
Denn „unter dem Radarschirm unserer Wahrnehmung baut Gott an seinem Volk“, gestalten Menschen Wirklichkeiten, die vielleicht manchmal mehr im ursprünglichen Sinn Kirche sein können, als es die klassische und nur in den uns jahrzehntelang vertrauten Formen verharrende (Pfarr-)Kirche ist. „Gott will unter den Menschen entdeckt werden“ und im wirklich miteinander geteilten Leben (im Ganzen, nicht nur in heißen Zeiten von Katechesen (Erstkommunionzeit …) und Krisen (Trauergespräche …). 
Dazu kann die Einlassung auf heutige Medien, in denen sich Millionen Menschen und auch zehntausende in unserer Stadt bewegen hilfreich sein, das ist der Weg, zu dem uns auch Papst Franziskus anregen will. Uns alle! 
(Sie, die das gerade hier lesen; alle Christen und überhaupt alle Menschen mit gutem Willen und guten Gedanken, die für andere und für Gott in unserer Welt sind)
Satellitenschüssel-Selfie
Denn gerade in interaktiven Medien kommt es letztlich nicht nur auf einzelne Profis oder Stars an, sondern auf die „nicht-schweigende, sondern (mit)teilende Menge“ – auch an Christen, an von Jesus und seiner Botschaft Begeisterten. Die aufmerksam schauen und begleiten und teilen und damit die Welt mitgestalten. Eben auch die sogenannten virtuellen Welten (wobei  Facebook  heute schon mehr „Einwohner“ hat als jeder Kontinent unserer Erde). Denn unsere Art miteinander zu reden und Begegnungen zu gestalten kann andere bereichern. „Unsere Kommunikation sei duftendes Öl für den Schmerz und guter Wein für die Freude. Unser Leuchten soll nicht von Tricks und Spezialeffekten ausgehen, sondern davon, dass wir mit Liebe und Zärtlichkeit dem zum Nächsten werden, den wir verwundet auf unserem Weg treffen. Habt keine Angst, Bürger der digitalen Umwelt zu werden.“ 

Nochmal nach innen an uns Kirche hin ist es fast überflüssig die Worte vom vorletzten Bischof von Köln zu zitieren: Wir müssen weg von einer Komm-her-Kirche hin zu einer Geh-mit-Kirche, also einer Kirche die sich auf den Weg zu den Menschen macht, wo sie eben sind (nach Kardinal Höffner).


(Es ist für mich überraschend passend und mehr als Fügung, dass ich diese Worte schon lange mit mir trage und nun während ökumenischen Bibeltagen von Vorschulkindern schreibe, die sich in der ihnen gemäßen Form auch mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter beschäftigen – nun gehen wir zum Abschluss dessen in die Kirche)
Ich freue mich auf Begegnungen und miteinander in virtuellen und in kohlenstofflichen Welten – gestalten wir gemeinsam die Bürgerschaft der digitalen Umwelt!




P.S.: Dieser Post ist auch als Anker gedacht für Kommentare oder Reaktionen (auch im Rahmen der Verlosung, Seite 18 im neuen fünfachtel Ausgabe 2/2014) auf die Renzension zu "Wenn nicht hier, wo sons? Kirche gründlich anders" - bitte also einfach hier "kommentieren"!
P.P.S.: Auch auf zwei weitere lesenswerte Bücher sei hingewiesen, die wie auch das rezensierte vom selben Autorenteam stammen: "Bible reloaded" und "Himmel reloaded" - alle drei stehen in den fünf KÖBs in Sankt Augustin zur Ausleihe bereit!

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