Interessieren
Sie sich für Fußball? Falls ja, haben Sie die Bundesliga sicher verfolgt, falls
nein, lassen Sie sich bitte trotzdem auf die folgenden Gedanken ein. Denn im
Stadion bildet sich das Leben und sogar Biblisches ab und das Stadion kommt
manchmal auch in den Dom. Der Hirte unseres Bistums trägt auch schon
mal rot-weiß.
Petrus weist den Weg von den Kolonnaden am Vatikan (Daniel Tibi / Pixelio) |
Wer einer der
mehr als 100.000 Fans des 1. FC Köln geworden ist, der hat gelernt zu Jubeln
und unbändige Freude durch die Stadt, die Straßenbahn und sein Leben zu tragen,
ließ sich von Erfolgen überraschen wie der Verein selbst. Und er trägt
noch glorreichere Erinnerungen an Meisterschaften vor vielen Jahren mit sich.
Er hat auch gelernt mit Misserfolgen umzugehen. Der Abstieg kann ihn nicht
wirklich schrecken. Mancher sagt, dass man damit viel für das Leben lernen
kann. Nicht nur bei einer religiösen Stadionführung, die wir vor einiger Zeit
einmal gemacht haben, sondern in vielen Situationen.
Natürlich
hat da jede/r seine eigene Sicht. Aber für mich ist da ein Zusammenhang zu dem,
was im letzten Fastenhirtenbrief „Augen auf“ stand und am Ostermontag im Gottesdienst zu hören war. Und was für mich auch eine ganz wichtige
Frage für die Zukunft der Kirche auch in unserer Stadt ist. Da gehen Jünger
depressiv von Jerusalem nach Emmaus, obwohl sie schon von der Auferstehung
gehört haben. Sie können es aber weder glauben noch annehmen. Sie erinnern sich
an die guten Zeiten, als Jesus bei ihnen war, und an alte Hoffnungen. Sie sehen
nichts Positives in der Zukunft, können sich nicht Lösen von der Vergangenheit
und werden damit blind dafür, Christus in ihrer Gegenwart zu sehen. „Wir hatte
doch gehofft“ übersetzt die Basisbibel diesen Grundton; „Früher war
alles besser“ wäre irgendwie eine Anpassung an die Alltagssprache – und
gleichzeitig leider häufige Grundstimmung auch bei vielen Kirchenaktiven.
Dabei will
ich keine tiefgehenden Enttäuschungserfahrungen weg reden – manches ging und
geht immer noch leider in unserer Kirche im menschlichen Miteinander schief und
zu Bruch, auch strukturell gibt es berechtigte Fragen. Trotzdem: Müssen wir uns
alle nicht sagen und biblisch zeigen lassen, dass der verklärte Blick zurück
und die Sehnsucht in allzu sichere Geborgenheit vermeintlich seligerer Zeiten
nicht in die Zukunft führt, die Gott uns verheißen hat? Ja, die Welt verändert
sich. Kommunikation verändert sich. Die Postkutsche war schön und wurde
vielleicht von manchem in der Kindheit noch besungen, aber Smartphones sind
auch nicht nur schlecht. Manchmal wird sogar gesagt: „Alles wird immer
schlimmer“. Ein schwedischer Wissenschaftler versucht dagegen zu halten und hat
32 gute Botschaften zusammengetragen und formuliert seinen Widerspruch: „DieWelt wird immer besser“.
Das lässt
sich auf die real subsistierende Kirche nicht einfach übertragen. Aber ich
finde und sehe vieles, was mir Mut macht und Hoffnung und Energie, die ich
investieren will. Motivierte Menschen, neugierige Frager, engagierte Helferinnen,
Chancen und Gelegenheiten, Freude, auch Leid, Not, aber auch Überfluss. Und es
passiert immer wieder das, was die beiden Jünger oder auch ganz ähnlich von
Lukas in der Apostelgeschichte erzählt der äthiopische Beamte erlebt
haben: ein Zeuge Christi tritt zu meinen Fragen hinzu, verkündet, spendet ein
Sakrament – und wird weggenommen. Aber das ist nicht das Ende – die so
berührten Menschen setzen voll Freude ihre Wege fort.
Mit Christus
sollen wir in unserem ganz konkreten kirchlichen Leben Totes und Lebendiges
unterscheiden lernen – und uns glaubensmutig für das Leben entscheiden. Heute
und jetzt. Es gibt nur eine Wirklichkeit. Das ist die, in der auch Gott lebt.
Diese Wirklichkeit kennt keine Grenzen. Auch nicht Kirchen innen – Welt außen.
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