Aktion Goldhandys auch in unseren Gemeinden: hundert alte Mobiltelefone wurden gesammelt. |
Markenzeichen christlicher Spiritualität, eines Lebens mit
Jesus Christus im Blick, sollte aber die Balance zwischen Innenwelt und
Außenwelt sein, zwischen Machen und Empfangen. Nicht alles können wir schaffen,
manches wird uns geschenkt (das bedeutet Gnade) – und wir müssen auch mit
Scheitern rechnen und dürfen das auch zulassen.
Frère Roger aus Taizé hat dies in den siebziger Jahren des
vergangenen Jahrhunderts stark ausgedrückt mit seiner Schrift „Kampf und
Kontemplation“. Für ihn, scheinbar zurückgezogen von allem auf einem abgelegen
Hügel im Burgund lebend, gab es keine Spiritualität ohne Streit und Auseinandersetzung,
und andersherum keinen Kampf für Frieden und Gerechtigkeit und die Bewahrung
der Schöpfung ohne spirituelle Tiefe und die Verankerung in Gott.
Und heute? Christliche Gemeinden, die in größeren Kontexten gedacht und organisiert werden sollen? Eigentlich ist es ja nichts neues, denn „katholisch“ bedeutet ja aus seiner griechischen Wortbedeutung heraus nichts anderes als „weltumfassend“. Also auch nach außen verbunden gedacht. Das steht in einer gewissen Spannung zur Idee einer Pfarrfamilie, die sich schon gegen naheliegende Nachbarn abgrenzen muss. Verständlich sind Gefühle von Abschiedsschmerz und Verlorensein in ungewohnten Zusammenhängen, aber das hat nicht unbedingt etwas mit dem Glauben zu tun. Man kann den Eindruck gewinnen, dass die Dimension des „nach außen Schauens“ in gemeindlichen Kontexten ehemals nicht so wichtig gewesen sein könnte. Da kann ein Aufbrechen auch ein Segen für den eigentlichen Auftrag sein. Christus hat seine Nachfolgenden zu allen Menschen gesendet und nicht zum Einigeln aufgerufen. Am Ende jeder Messe wird uns das auch zugerufen in der Sendung.
Unser Erzbischof hat uns im Fastenhirtenbrief 2017 gefragt:
„Was lässt Sie als Einzelne oder als Gemeinde in Jesu Namen erkennbar sein als
ChristInnen in Ihrer Stadt, Ihrem Ortsteil?“ Und schon vor Jahrhunderten haben
Christen geschrieben: Wir sind Gottes Botschaft, in Taten und Worten geschrieben.
Mit Kurt Marti gesprochen ist Gott ein Tätigkeitswort. Und in der Zeit großer
gesellschaftlicher Bedrängnis schrieb Dietrich Bonhoeffer, dass „Christsein
(…) nur in zweierlei bestehen (wird): im Beten und im Tun des Gerechten.“
Was ist Ihre Stärke, die Sie für ein aktives Christsein in
unseren Gemeinden einbringen können? Ganz im Rahmen Ihrer Möglichkeiten, auch
begrenzt, mit Freude, vielleicht auch nur als Versuch und nicht gleich
verpflichtend für Jahre? Und ganz im Sinne des Zukunftsweges für unser
Erzbistum, zu dem wir aufgerufen sind: wo spüren Sie da die Verbindung zu
Christus in Ihrem Leben? Wo finden Sie Gelegenheit, ihm in der Stille, im Hören
auf das Wort und auf die Mitmenschen, in guten Erfahrungen zu begegnen? Auch
bei Maria und Martha im Evangelium muss man den Zusammenhang sehen: vorher wird
uns das Beispiel des barmherzigen Samariters gegeben, nach der Stelle mit der
Bewirtung sagt Jesus seinen Nachfolgenden, wie Sie beten sollen und Gott als
Vater erfahren können. Der Satz von Karl Rahner hat nichts an prophetischer
Kraft verloren: „Der Christ von morgen wird einer sein, der etwas erfahren hat,
ein Mystiker. Oder er wird nicht mehr sein.“
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